Das kalte Herz

Details

[31.03.17]

Als zeitloses Fantasy-Abenteuer beeindruckt "Das kalte Herz" mit einer eindringlichen Story, traumhaften Bildern und großartigen Darstellern.

Verkaufsstart: 31.03.17
Kinostart: 20.10.16
Genre: Fantasy
FSK: 12
Laufzeit: 119 Min.
Regie: Johannes Naber
Darsteller: Frederick Lau, Henriette Confurius, Milan Peschel, Moritz Bleibtreu
OT: Das kalte Herz (D 2016)
Verleih: Weltkino

Sein oder Haben

Geld regiert die Welt. Das gilt in unserer heutigen Zeit mehr denn je. Vom DAX und Hartz IV über Manager-Boni und Altersarmut bis zu Wetten auf Staatspleiten. Wer beim knallharten Zocken um den Zaster nicht mitspielt, bekommt auch nichts ab und bleibt auf der Strecke – also arm. Ihren Ursprung nahm diese kapitalistische Denkweise allerdings schon im späten 18. Jahrhundert unter dem Einfluss der Französischen Revolution. So schrieb der deutsche Spätromantiker Wilhelm Hauff ("Das Wirtshaus im Spessart") basierend auf diesen gesellschaftlichen Umbrüchen und inspiriert von zeitgenössischen Sagen bereits um 1827 die Märchenparabel "Das kalte Herz". Darin geht es um die rücksichtslose Gier nach Reichtum und um das, was beim Streben danach auf der Strecke bleibt. Regisseur Johannes Naber hat diesen thematisch hoch aktuellen Stoff nun bildgewaltig als ebenso spannendes wie dramatisches Fantasy-Abenteuer in Szene gesetzt.

Angesiedelt in einer fiktiven, um magische Elemente erweiterten Mittelalterwelt im Schwarzwald, erzählt "Das kalte Herz" die Geschichte des jungen Peter Munk (Frederick Lau). Als Sohn des ärmlichen Köhlers (André M. Hennicke) steht er in der Hackordnung des Dorfes ganz unten. Daher sind seine Chancen, die liebliche Lisbeth (Henriette Confurius) für sich gewinnen zu können, gleich Null. Die Tochter des angesehenen Glasmachers ist zwar die Einzige im Dorf, die Peter mit Respekt behandelt, doch ihre Hand wurde bereits dem Schönling Bastian (David Schütter) versprochen, dem Sohn des reichen Holzhändlers Etzel (Roeland Wiesnekker). Um diesen dennoch auszustechen, bittet Peter den geheimnisvollen Waldgeist Glasmännchen (Milan Peschel) um die Erfüllung dreier Wünsche, die ihm Reichtum und Ansehen bescheren sollen. Doch er wählt diese nicht mit Bedacht, steht am Ende wieder mit leeren Taschen da, ist aber immerhin Lisbeth sehr viel näher gekommen. Nicht ahnend, dass sie sich insgeheim längst für ihn entschieden hat, unternimmt Peter einen weiteren, schon verzweifelten Versuch, das Geld für die Hochzeit aufzubringen.

Beim von der Gemeinschaft verstoßenen Holzfäller Holländer-Michel (Moritz Bleibtreu), der in einer dunklen Höhle haust, geht Peter auf einen finsteren Deal ein: Da ihm auf dem Weg zum Erfolg ständig seine Gefühle in die Quere kommen, solle Peter dem rachsüchtigen Holzfäller sein Herz geben, wofür ihm ein Stein in die Brust eingesetzt werde. Und tatsächlich kann der so von jeglichem Mitgefühl befreite Peter anschließend schnell und gnadenlos ein Vermögen zusammenraffen. Doch statt darüber auch das gemeinsame Glück mit Lisbeth zu finden, mündet die nun emotionslose Beziehung in einer Katastrophe.

Nabers Film ist bereits die neunte Verfilmung von "Das kalte Herz", allerdings die bei weitem aufwändigste und – obwohl immer noch im späten Mittelalter verortet – auch die modernste. Dabei bestechen neben den oft magisch anmutenden Kulissen vor allem die herausragenden Schauspieler um Frederick Lau, Henriette Confurius, Milan Peschel und Moritz Bleibtreu. Durch die grundlegende Modernisierung sowie das Einfügen von neuen Handlungssträngen und Figuren wird diese freie Adaption eines der spannendsten deutschen Märchen zum packenden Fantasy-Epos, das bei aller Gesellschaftskritik auch zu bestens unterhalten weiß. Endlich ein würdiger Nachfolger von "Krabat".