Der serbische Anwalt

Details

[08.10.15]

"Der serbische Anwalt" Marko Sladojević wird zum Verteidiger des Kriegsverbrechers Radovan Karadžić. Für Marko steht dabei neben der beruflichen Herausforderung vor allem eines auf dem Spiel – die persönliche Auseinandersetzung mit der Geschichte seines Volkes.

Kinostart: 08.10.15
Genre: Dokumentarfilm
FSK: 16
Laufzeit: 82 Min.
Regie: Aleksandar Nikolic
Darsteller: -
OT: The Serbian Lawyer (GB, D, NL 2015)
Verleih: Barnsteiner

Verteidige das Unfassbare

"Wie kannst Du jemanden wie Karadžić verteidigen?" – Marko ist solche Fragen gewöhnt. Und auch wenn er die Emotionalität dieser Frage versteht, sieht er sich zunächst auf der Seite des Rechts. Das ist sein Job und seine Herausforderung. Und noch hat er die Unschuld und Naivität des jungen Anwalts für den jeder Angeklagte bis zu seiner Verurteilung als unschuldig gelten muss nicht verloren. Doch Marko muss sich mit der öffentlichen Meinung, den (vor allem westlichen) Medien, der Haltung seiner eigenen Frau und der Schwiegereltern, die als Slowenen die Serben für den Untergang Jugoslawiens und den folgenden Bürgerkrieg verantwortlich machen auseinandersetzen.

Er steht allein und versucht, zu verstehen. Als Student ging er in Belgrad auf die Straße und demonstrierte mit seinen Freunden gegen das Regime von Miloševićs und Karadžić. Als die ersten NATO-Bomben auf die Stadt fielen, entschied er sich für ein Studium des internationalen Rechts in Leiden, Niederlande. Dort lebt er bis heute. Ironischerweise führt ihn bereits während des Studiums ein Praktikum in genau jene Kanzlei, die die Verteidigung Miloševićs vor dem Den Haager Tribunal übernommen hat. Und so wählt sich Karadžić nach seiner Verhaftung in 2009 Marko in sein Verteidiger-Team.

Von nun an geht er in seiner Aufgabe auf, arbeitet Tag und Nacht, reist nach Bosnien um Zeugen beider Seiten zu hören, verbringt Zeit mit Karadžić in der Untersuchungshaft und im Gerichtssaal. Ein zentraler innerer Konflikt beginnt zwischen dem Anwalt und dem Menschen Marko. Freunde in Belgrad sagen ihm: "DU bist derjenige, der sich eingestehen muss, dass wir Serben getötet und gefoltert haben. Einer muss den ersten Schritt machen." Filmemacher Aleksandar Nikolic geht diesen Weg gemeinsam mit Marko. Nikolic, selbst Serbe, aber 12-jährig noch vor dem Krieg mit seinen Eltern nach London ausgewandert, nimmt den Zuschauer mit auf die Suche nach Wahrheit, Schuld und Vergebung.